So sieht die ZLG die moderne Prozessvalidierung
Das Aide-Mémoire beschränkt sich nicht darauf, allseits bekannte Fakten zur Prozessvalidierung zu wiederholen. Nein, es erweist sich als durchaus weitsichtiger:
Und was liegt dazwischen? Der Leser findet einen gut strukturierten Wegweiser für die Planung und Durchführung der Prozessvalidierung. Hier beschreibt die Behörde, welche Erwartungen sie an die Inspektion der Prozessvalidierung stellt. Die Inhalte aller wichtigen Validierungsdokumente werden detailliert aufgelistet und alle wichtigen Voraussetzungen für die Durchführung erläutert. Die ZLG gibt konkrete Antworten auf häufig gestellte Fragen, wie zum Beispiel zur Anzahl der Validierungschargen, zur Freigabe, zu Challenge-Tests.
Zwei wichtige Themen werden besonders ausführlich behandelt:
Das Aide-Mémoire konzentriert sich nicht nur auf das Kernthema Prozessvalidierung. Es beantwortet auch wichtige Fragen rund um die Prozessentwicklung, denn hier werden bereits die Weichen für einen validierbaren Prozess gestellt.
Die ZLG begnügt sich auch nicht mit der Status-Quo-Darstellung der Prozessvalidierung. Sie beschreibt darüber hinaus neue Konzepte, mit denen das Wissen um die Prozesse vertieft werden kann. Ein solides Prozessverständnis ist Voraussetzung für den Einsatz moderner Herstellungstechnologien.
Keine Validierung ohne Risikomanagement! Mit einem guten Management beherrschen Sie die Qualitätsrisiken. Der AiM unterstützt diesen Standard – er muss gelebt werden. Das Qualitätsrisikomanagement (QRM) ist der Schlüssel zur Prozessvalidierung:
Das Aide-Mémoire erläutert wichtige Prinzipien beim Einsatz von QRM und gibt Antworten auf folgende Fragen:
In erster Linie dient QRM dem Schutz des Patienten. Was bedeutet dies für die Inspektion? Die Behörde fragt nach den kritischen Qualitätsattributen des Arzneimittels. Sie müssen nachträglich im Rahmen einer Risikobeurteilung ermittelt werden, wenn sie nicht in der Zulassung stehen. Auch Prozessparameter und Materialeigenschaften müssen genau unter die Lupe genommen werden. Ihr Einfluss auf die kritischen Qualitätsattribute muss bekannt sein.
QRM erfordert Sachverstand und Erfahrung. Die Behörde erwartet eine kompetente Zusammensetzung des QRM-Teams und verlässliche Informationen. Mut zur Lücke? Identifizieren Sie fehlende Informationen und unklare Datenqualität – besser frühzeitig als zu spät. Berücksichtigen Sie diese in der Risikoanalyse und -beurteilung.
QRM muss systematisch angewendet werden! Definieren Sie gleich zu Beginn den Zweck jeder Risikobeurteilung. Der Ablauf des QRM-Prozesses sollte dem 3-Phasen-Modell folgen:
Die Risikobeurteilung stellt sicher, dass die Validierung sich auf reale Prozessrisiken konzentriert. Sie reduzieren damit häufig den Aufwand für Untersuchungen – und sparen auf diese Weise Zeit und Geld.
Der Aufwand richtet sich nach dem Risiko. Hier macht die ZLG eine klare Unterscheidung:
QRM ist Bestandteil des QM-Systems. Die Behörde erwartet, dass bei der Anwendung von QRM für die Prozessvalidierung alle grundlegenden GMP-Anforderungen erfüllt werden: Dokumentation, Änderungs- und Abweichungsmanagement, Rückverfolgbarkeit und Datenintegrität. Die Qualitätssicherung beaufsichtigt die Anwendung von QRM zur Prozessvalidierung und gewährleistet, dass das QM-System erfüllt wird.
Bei der initialen Prozessvalidierung gibt es keine Überraschungen:
Die Prozessvalidierung beginnt mit der Entwicklung des Arzneimittels und folgt einem Lebenszyklus. Die periodische Revalidierung wird abgelöst durch die fortgesetzte Prozessverifikation (Ongoing Process verfication, OPV). Statistische Werkzeuge zur Datenerhebung und –auswertung gewinnen dadurch an Bedeutung.
Bei der Wahl des Validierungsansatzes wird der technologische Fortschritt berücksichtigt: neben der bereits bekannten „traditionellen“ Prozessvalidierung wird die „kontinuierliche Prozessverifikation“ akzeptiert. Diese basiert auf dem QbD-Ansatz in der Entwicklung. Auch ein „Hybrid-Ansatz“ als Mischform der beiden Validierungsformen ist zulässig.
Die Prozessvalidierung wird bei der Zulassung und in GMP-Inspektionen geprüft. Vor einer GMP-Inspektion wird abgegrenzt, was während der Zulassung geprüft wurde, und was in den Zuständigkeitsbereich der Inspektion fällt. Generell sind dies alle Aktivitäten, die nach Erteilung der Zulassung durchgeführt werden. Dies ist beispielsweise die Umsetzung eines „Process Validation Schemes“ und in jedem Fall die fortgesetzte Prozessverifikation. In der Praxis ist es oft schwierig, eine eindeutige Abgrenzung zwischen Zulassungsprüfung und GMP-Inspektion zu treffen. Die ZLG empfiehlt daher, bei der Inspektion einen Sachverständigen der Zulassungsbehörde hinzuzuziehen. Dies gilt vor allem, wenn eine kontinuierliche Prozessverifikation durchgeführt wird.
Konkret, präzise und übersichtlich werden im Aide-Mémoire 14 grundlegende GMP-Anforderungen an die Prozessvalidierung beschrieben und ihre Umsetzung im Detail erläutert. Hier finden Sie Angaben zu den erforderlichen Inhalten aller Dokumente für die Prozessvalidierung. Diese reichen von der Verfahrensanweisung über den Masterplan bis hin zum Validierungsplan und -bericht. Die Planung und Umsetzung der initialen Prozessvalidierung wird ausführlich beschrieben:
Bestimmen Sie Ihren Standort anhand dieser Vorgaben und bereiten Sie sich optimal auf die nächste Inspektion vor!
Die traditionelle Prozessvalidierung ist für viele ein vertrautes Terrain. Die „fortgesetzte Prozessverifikation“ ist hingegen meist Neuland. Wie soll dieses Konzept gestaltet werden? Welche Daten sind zu erheben und wie oft sollen diese ausgewertet werden?
Wer die Hoffnung hegt, im Aide-Mémoire konkrete Antworten auf diese Fragen zu erhalten, wird enttäuscht. Das Zauberwort heißt „risikobasiert“ – die individuelle Umsetzung bleibt dem Anwender überlassen.
Dennoch: Die Ziele der fortgesetzten Prozessverifikation werden definiert und die ZLG beschreibt ausführlich ihre Erwartungen:
Die OPV soll sicherstellen, dass sich der Herstellungsprozess jederzeit im „Zustand der Beherrschung“ (state of control) befindet. Mit anderen Worten: Kontrollen und Eingriffe während der Routineherstellung müssen gewährleisten, dass kritische Parameter in einem festgelegten Rahmen bleiben. Als kritische Parameter gelten Produkteigenschaften (cQAs), Prozessparameter (cPPs) und Materialeigenschaften von Ausgangs- und Zwischenprodukten (cMAs).
Um dies zu prüfen, müssen Sie ein Monitoringprogramm etablieren. Dieses soll risikobasiert erstellt werden und Erkenntnisse aus der Entwicklung, Erstvalidierung und Routineproduktion berücksichtigen. Durch die Risikobeurteilung identifizieren Sie diejenigen Parameter, die einen nachteiligen Einfluss auf Prozessleistung und Produktqualität haben. Diese Parameter müssen Sie im Routinebetrieb überwachen. Neben Daten, die routinemäßig erhoben werden, können auch zusätzliche Kontrollen erforderlich sein. Durch das Monitoringprogramm sollen auch allmähliche Verschlechterungen der Prozessfähigkeit erkannt werden (Trendanalyse). Außerdem sollen besondere Streuungsursachen identifiziert werden. Da diese erst im Laufe der Zeit auftreten, werden sie in der Regel bei der Erstvalidierung nicht erkannt.
Ebenso wie beim Risikomanagement gilt auch hier die Devise, den formalen Aufwand auf das potentielle Risiko abzustimmen. Der Einsatz statistischer Methoden und Kennzahlen ist zwingend, wenn Sie verlässliche Aussagen benötigen.
Über die Ergebnisse der fortgesetzten Prozessverifikation sollen regelmäßige Berichte erstellt werden. Anhand der Monitoringdaten entscheiden Sie, ob Verbesserungen des Prozessdesigns erforderlich sind und/oder ob der Monitoringplan angepasst werden muss. Diese Berichte können Sie auch zur Beurteilung des Validierungsstatus in der Produktqualitätsüberprüfung (PQR) verwenden.
Unser GMP:talk Webinar: Aide-Mémoire Prozessvalidierung kann Ihnen weiterhelfen:
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