Neues von der 30. GMP-Konferenz
Zunächst muss unterschieden werden zwischen Lieferengpässen und Versorgungsengpässen: Lieferengpässe sind zwar unangenehm, aber es gibt Alternativen. Bei Versorgungsengpässen gibt es keine Alternativen. Hier ist die Patientensicherheit definitiv gefährdet. Bei Antibiotika und Zytostatika, die sehr spezifisch wirksam sind, können aber auch schon reine Lieferengpässe kritisch für den Patienten sein.
Nein, das Problem besteht in der gesamten EU. Auch Verbrauchsmaterialien werden zunehmend knapp.
Da gibt es leider ein ganzes Paket an Ursachen...zum einen belastet die Umsetzung des neuen Annex 1 Hersteller außerhalb der EU, die in die EU liefern, denn auch sie müssen „nachrüsten“, um die gestiegenen Anforderungen zu erfüllen. Das kostet Zeit und Geld und setzt entsprechendes KnowHow voraus.
Zusätzlich wird die Pharmazeutische Industrie in der EU durch neue Anforderungen wie z. B. die Kommunalabwasserrichtlinie belastet. Viele Arzneimittel sind jetzt schon zu billig gemessen an den Anforderungen an die Herstellung. Wenn die Kosten weiter steigen und billige Produkte für die Hersteller wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind, wird man sich auf teure Produkte konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dann gibt es Proteste bei den gesetzlichen Krankenkassen – und die Patienten haben das Nachsehen.
Einer der Hauptgründe für viele Liefer- und Versorgungsengpässe ist die Abwanderung der Wirkstoffindustrie nach Asien. Oftmals gibt es nur einen Hersteller und/oder nur ein Land, aus dem der Wirkstoff bezogen werden kann.
Mit Blick auf die bestehende Abhängigkeit wäre das sicherlich wünschenswert. Allerdings gibt es in Europa große Vorbehalte gegen die chemische und pharmazeutische Industrie, die von der breiten Masse immer noch als „Giftküchen“ gesehen werden. Jeder will Medikamente – aber keiner will die dazu erforderliche Industrie vor seiner Haustüre. Dazu kommen steigende Anforderungen und immer höhere Kosten – siehe KARL. Das alles schafft keine Willkommenskultur in Deutschland und in der EU.
Die neue EU-Arzneimittelgesetzgebung sieht eine Reihe von Regelungen vor, die die Versorgungssicherheit verbessern sollen. Das ist alles in allem gut gemeint, aber vieles ist zu bürokratisch, schießt über das Ziel hinaus oder trifft nicht die eigentlichen Ursachen des Problems:
Es ist wichtig, Stellung zu beziehen und sich zu engagieren! Die Verbände bemühen sich nach besten Kräften, die Konsequenzen für die Pharmaindustrie aufzuzeigen. Leider werden diese Einwände von der Politik nicht ernst genommen. Stattdessen sägt man weiter an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Denn die Folgen von zu viel Bürokratie und zu wenig Weitsicht und Fachkompetenz werden nicht nur die Pharmaindustrie treffen, sondern das gesamte Gesundheitssystem und letztlich den Patienten.
Der GMP-BERATER verbindet die permanent aktualisierten Vorschriften der globalen Regelwerke mit Handlungsanweisungen zur sofortigen Umsetzung in Ihrem Betrieb.
Lernen Sie hier den GMP-BERATER kostenlos und unverbindlich kennen.
Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren