Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Auswahlkriterien für ein geeignetes eDMS

Auswahlkriterien für ein geeignetes eDMS

Ein Auszug aus dem GMP-BERATER, Kapitel 15.G.6

7 Min. Lesezeit | von Thilo Gukelberger
Erschienen im LOGFILE Leitartikel 14/2021

Während früher IT-Systeme meist direkt in den Firmen auf eigener IT-Infrastruktur installiert wurden, geht heute der Trend zu cloudbasierten Systemen. Der Betrieb eines validierungspflichtigen Systems in einer Cloud bedarf der zusätzlichen Klärung und Abstimmung mit dem Cloudbetreiber.

Auch stellt sich die Frage, ob man ein einheitliches eDMS für GxP- und non-GxP-Bereiche einführt oder für diese Bereiche getrennte Systeme einsetzt. Details dazu lesen Sie heute in einem Auszug aus dem weltweit größten GMP-Wissensportal, dem GMP-BERATER.


Betriebsform

Im Folgenden werden unterschiedliche Betriebsformen für ein elektronisches Dokumentenmanagementsystem (eDMS) beschrieben. Aus GMP-Sicht ist dabei zu berücksichtigen, dass die Räume, in denen das eDMS betrieben wird, in der Betriebserlaubnis aufgeführt sein müssen. Die Nutzung eines externen Rechenzentrums, z. B. beim ASP-Betrieb oder Betrieb des eDMS in der Cloud, muss im Site Master File, insbesondere in den Abschnitten 4 und 5, dokumentiert werden. Solche extern gehosteten Lösungen stellen somit aus GxP-Sicht besondere Anforderungen an den Betrieb und den externen Dienstleister.


On-Premises

Ein eDMS als On-Premises-Lösung ist die klassische Betriebsform. Hierbei wird das IT-System beim pharmazeutischen Unternehmen (Kunde) installiert. Das Programm und die verwalteten Daten liegen somit auf den Servern des Kunden. Somit hat der Kunde die volle Kontrolle über das System. Jedoch muss er auch die Hardware (Server), den Speicher, üblicherweise das Betriebssystem (meist Microsoft Windows Server) und die Datenbank (z. B. Microsoft SQL-Server oder Oracle) bereitstellen. Auch obliegen dem Kunden Arbeiten wie die Administration des Systems und die Datensicherung.


Application Service Providing (ASP)

Bereits seit vielen Jahren ist das Application Service Providing ein häufig genutztes Betriebsmodell für IT-Lösungen. Hierbei übernimmt der Anbieter den kompletten Betrieb der IT-Lösung. Die Software kann auf Hardware des Kunden vor Ort, auf Hardware des Anbieters oder eines externen Rechenzentrums betrieben werden. Entscheidend ist, dass der Kunde nur Anwender des IT-Systems ist und sich nicht um die IT-Administration kümmern muss. Jedem Kunden wird hier eine eigene Anwendungsumgebung bereitgestellt. Auf spezielle Kundenanforderungen kann daher sehr flexibel reagiert werden. Für die Software selbst wird dabei in der Regel kein Kaufpreis entrichtet sondern der Kunde mietet das Nutzungsrecht für die Software.


Cloud

Seit Mitte der 2010er Jahre gewinnt Cloudcomputing mehr und mehr an Bedeutung. Hierbei sind jedoch verschiedene Varianten zu unterscheiden.

Bei der public cloud wird das IT-System auf Hardware des Cloud-Anbieters betrieben. Mehrere Kunden teilen sich in der Regel ein gemeinsames IT-System. Die Einspielung von Softwareupdates führt der Anbieter i. d. R. ohne explizite Einwilligung der Kunden durch. Oftmals ist nicht transparent, wo die Server stehen, auf denen die Daten gespeichert bzw. repliziert werden. Für validierungspflichtige Systeme ergeben sich hier gravierende Herausforderungen für den Kunden, der aus GxP-Sicht ja verantwortlich für den Betrieb des Gesamtsystems bleibt.

Die private cloud wird nur für einen einzelnen Kunden betrieben. Der Kunde hat somit die Kontrolle über sein System. Die private cloud ähnelt damit dem Application Service Providing, wobei bei der private cloud die IT-Infrastruktur im Vordergrund steht, beim ASP hingegen die IT-Anwendung.

Für das GxP-Umfeld könnte die sogenannte community cloud interessant sein. Bei diesem Modell teilen sich mehrere Kunden mit sehr ähnlichen Anforderungen eine gemeinsame, über Internetdienste bereitgestellte Anwendung. Kunden aus dem GxP-Umfeld haben dieselben regulatorischen Anforderungen. Wenn der Betreiber der community cloud über entsprechende Expertise im GxP-Umfeld verfügt, dann können die Anforderungen der Validierung und Revalidierung des IT-Systems konform zu den Regularien umgesetzt werden und die Kosten für diese aufwändigen Arbeiten auf mehrere Kunden aufgeteilt werden. Auch bei einem solchen gemeinsam genutzten System ist es aus GMP-Sicht erforderlich, dass jeder Kunde seine individuellen Anforderungen in einer URS/DS festhält und die Einhaltung dieser Spezifikation auch nachweist. So können sich die Anforderungen z. B. in Bezug auf Aufbewahrungsfristen, Anonymisierung oder Zugriffsrechte durchaus von Nutzer zu Nutzer unterscheiden, auch wenn alle die gleiche Cloud-Lösung nutzen.

 

Abbildung 15.G-5 Schematische Darstellung einer Public Cloud-Lösung


Anwendungsbereich

Getrennte Systeme für GxP- und non-GxP-Anwendungen

Die Qualifizierung und Validierung eines IT-Systems ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Die erstmalige Validierung ist aber nur ein Aspekt. Von Zeit zu Zeit erfordern IT-Systeme die Einspielung von Updates. Diese unterliegen dem Change Control und erfordern ggf. eine Revalidierung des Systems. Bei Betrieb eines validierten IT-Systems sollte man daher bestrebt sein, so viele Änderungen wie nötig, aber nur so wenige Änderungen wie möglich einzuspielen. Soll das eDMS nicht nur GxP-relevante Dokumente verwalten, dann kann die Notwendigkeit der Einspielung von Änderungen für den non-GxP-Bereich unerwünschte Zusatzarbeit nach sich ziehen. Daher tendieren einige Unternehmen zur Trennung und dem Betrieb separierter eDMS. Stammen die eingesetzten IT-Lösungen nicht vom selben Anbieter, dann bedeutet der Betrieb zweier unterschiedlicher Systeme jedoch höhere Kosten, sowohl intern als auch extern. Auch bedeutet es für den/die Anwender:in, der mit Dokumenten aus beiden Welten arbeitet, sich in zwei unterschiedlichen Systemen bewegen zu müssen.


Einheitliches System für GxP- und non-GxP-Anwendungen

Wünschenswert ist aus Kundensicht der Betrieb eines einzigen und einheitlichen eDMS für sämtliche Dokumente – GxP und non-GxP. Solche Systeme sind jedoch selten am Markt zu finden. Da die Anforderungen der unterschiedlichen Bereiche sehr unterschiedlich sind, konzentrieren sich die meisten Anbieter auf eine der beiden Welten. Hat man sich jedoch für ein eDMS entschieden, mit dem sämtliche Dokumente des Unternehmens verwaltet werden, dann muss der Anbieter vor geplanten Updates eine Risikobewertung für GxP-relevante Anwendungsfälle liefern, denn nur diese sind für die Revalidierung relevant.

Der große Vorteil eines einzigen eDMS für sämtliche Unternehmensdokumente liegt in den geringeren Kosten und dem komfortableren Arbeiten für Mitarbeitende, die mit Dokumenten aus beiden Welten arbeiten müssen.

Beide Optionen – sowohl getrennte als auch gemeinsame Systeme – haben Vor- und Nachteile. In Abbildung 15.G-6 sind einige Entscheidungskriterien aufgeführt.

Abbildung 15.G-6 Argumente für die Auswahl gemeinsamer oder getrennter Systeme


Haben Sie Fragen oder Anregungen? Bitte schreiben Sie uns: redaktion@gmp-verlag.de

Thilo Gukelberger
Thilo Gukelberger

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren

Welche Anforderungen beinhaltet das ALCOA-Prinzip?

Welche Anforderungen beinhaltet das ALCOA-Prinzip?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EU: Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung der Medizinprodukte-Verordnungen

EU: Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung der Medizinprodukte-Verordnungen

Die Europäische Kommission hat gezielte Reformen vorgeschlagen, um die Verordnung (EU) 2017/745 über Medizinprodukte (Medical Device Regulation, MDR) und die Verordnung (EU) 2017/746 über In-vitro-Diagnostika (In Vitro Diagnostic Regulation, IVDR) zu vereinfachen und bestehende strukturelle Probleme zu adressieren.

Weiterlesen
EMA: Update zur Leitlinie „Stability testing for variations“

EMA: Update zur Leitlinie „Stability testing for variations“

Die EMA hat die Leitlinie zur Stabilitätsprüfung bei Änderungsanträgen überarbeitet (Revision 3, gültig ab 15. Januar 2026).

Weiterlesen
EU: Vorschlag für einen europäischen Biotech Act

EU: Vorschlag für einen europäischen Biotech Act

Die Europäische Kommission hat einen Vorschlag für einen Biotech Act vorgelegt, mit dem die Biotechnologie in Europa gestärkt und der Transfer innovativer Ideen vom Labor in den Markt beschleunigt werden soll.

Weiterlesen
EMA: Konzeptpapier zur Überarbeitung von Annex 3 für Radiopharmaka

EMA: Konzeptpapier zur Überarbeitung von Annex 3 für Radiopharmaka

Die EMA hat ein Konzeptpapier zur geplanten Überarbeitung von Annex 3 (Herstellung von Radiopharmaka) der EU-GMP-Leitlinien veröffentlicht. Das Papier wurde in Zusammenarbeit mit PIC/S erarbeitet und auf der November-Sitzung der GMDP Inspectors Working Group (IWG) verabschiedet.

Weiterlesen
EMA: Q&A zur QP-Zertifizierung ohne physischen EU-Import

EMA: Q&A zur QP-Zertifizierung ohne physischen EU-Import

Die EMA hat eine neue Frage-und-Antwort zur QP-Zertifizierung von Chargen veröffentlicht, die weder im EU-/EWR-Raum hergestellt noch für den EU-/EWR-Markt bestimmt sind und auch nicht physisch in die EU/den EWR importiert werden.

Weiterlesen
EU: Einigung zum Pharmapaket

EU: Einigung zum Pharmapaket

Am 11. Dezember haben die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union eine vorläufige Einigung über die Aktualisierung des europäischen Rechtsrahmens für Arzneimittel erzielt.

Weiterlesen
EMA: Aktualisierte Q&As zu biologischen Arzneimitteln

EMA: Aktualisierte Q&As zu biologischen Arzneimitteln

Die EMA hat ihr Frage-und-Antwort-Dokument zu biologischen Arzneimitteln aktualisiert und neue Fragen aufgenommen, die bisher unterschiedlich interpretiert wurden oder Klärungsbedarf hatten. In der aktuellen Überarbeitung wurden sechs neue Fragen ergänzt und mehrere bestehende Antworten angepasst.

Weiterlesen
ICH: Neue Empfehlungen zur Herstellung von ATMPs

ICH: Neue Empfehlungen zur Herstellung von ATMPs

Die ICH-Diskussionsgruppe für Zell- und Gentherapien (CGTDG) hat neue Empfehlungen zur besseren internationalen Harmonisierung der Herstellungsanforderungen für Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) vorgelegt. Zentrales Element ist die Empfehlung, einen Anhang zu ICH Q11 zu entwickeln, der gezielt auf die besonderen Anforderungen der ATMP-Herstellung eingeht.

Weiterlesen
Vorheriges
Nächstes

Produkte zum Thema

Produktgalerie überspringen
GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

Tausende Fachleute nutzen heute den GMP-BERATER, diese weltweit einmalige und umfangreichste Informationsbasis für die Gute Herstellungspraxis. Mit einer Personenlizenz kann ein User, mit der Firmenlizenz können beliebig viele User auf das Wissensportal zugreifen.Ca. 5.000 Seiten GMP-Praxiswissen mit über 600 Arbeitshilfen, Checklisten, Abbildungen und Formblättern:Praxisnahe Anleitung für die schnelle Umsetzung im BetriebDetaillierte Beschreibung von GMP-gerechten SystemenInternationale Gesetze und Richtlinien im Original, z. T. mit deutscher ÜbersetzungImmer aktuell durch regelmäßige AktualisierungenAlle Beiträge von praxiserfahrenen Autorinnen und Autoren aus Industrie und Behörde

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

The GMP Compliance Adviser is an online publication that covers all aspects of Good Manufacturing Practice (GMP) in one source.In the GMP Compliance Adviser you’ll find: GMP in Practice This part contains 21 chapters with GMP expert knowledge to base your decisions upon. It provides practical assistance with checklists, templates and SOP examples. It is written by more than 80 authors with hands-on experience directly linked to the industry. The individual chapters describe the different aspects of GMP in clear language. Technical, organizational and procedural aspects are covered.More than 700 checklists, templates and examples of standard operation procedures taken directly out of practice help you in understanding the GMP requirements.GMP RegulationsThese chapters cover the most important GMP regulations from Europe and the United States (CFR and FDA), but also PIC/S, ICH, WHO and many more.  Sample Documents In addition, the GMP Compliance Adviser contains many sample documents and practical examples that you can use.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

Ihre Anlaufstelle für Wissen rund um die GMP-Qualifizierung von technischen Systemen und Anlagen. Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 bietet Ihnen eine effiziente und klar strukturierte Lösung zur Qualifizierung von Pharmaanlagen. Das Wissensportal richtet sich an Mitarbeitende in der Pharmaindustrie, die einen Zugang zu praktischen Anleitungen und Beispieldokumenten brauchen und sich tiefer in die theoretischen Grundlagen der Anlagenqualifizierung einarbeiten wollen.  Das Portal liefert umfassenden Vorlagen und Arbeitshilfen, die sowohl die Erstqualifizierung als auch den gesamten Lebenszyklus einer Anlage abbilden. Alle Dokumente sind praxiserprobt und von Fachexperten erstellt. Die theoretischen Grundlagen zu den einzelnen Themen sind nur kurz angerissen. Für detaillierte Informationen wird auf die ausführlichen Kapitel des GMP-BERATERs verlinkt. Die entsprechenden Kapitel sind für Sie freigeschaltet.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
810,00 € netto zzgl. MwSt.
SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

Im Online-Portal finden Sie alle SOPs an einem Ort. Immer auf dem neusten Stand dank Abonnement. Neue SOPs und Aktualisierungen werden Ihrer Sammlung automatisch hinzugefügt. Übersichtliche Struktur, intuitive Navigation: Sie finden alles auf Anhieb. Einfach klicken, schon steht Ihre SOP zur Verfügung.Oder Sie benutzen die praktische Volltextsuche. Die SOPs beschreiben GMP-relevante Kernprozesse für ein fiktives Pharmaunternehmen mit Schlüsselpersonen und Verantwortungsbereichen. Dazu gibt es Erklärungen und nützliche Tipps. In einem schlüssigen SOP-Konzept liegt enormes Potential für den reibungslosen Ablauf von GMP-Prozessen! Sie erhalten jede SOP als editierbare Datei, die Sie für Ihre Zwecke anpassen können. Die SOPs berücksichtigen die aktuellen regulatorischen GMP-Anforderungen an die Herstellung von Arzneimitteln und dienen Ihnen so als Vorlage für neu zu erstellende SOPs und zur Optimierung vorhandener SOPs. Mit zahlreichen erklärenden Hinweisen und nützlichen Tipps, die Sie bei der Anpassung der Muster-SOPs an Ihre konkreten Unternehmensabläufe unterstützen. Unsere Redaktion ist für Sie da: Sie erhalten schnell persönliche Antworten.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.695,00 € netto zzgl. MwSt.