Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Fragen an die Redaktion – Was bewegt die Kunden des GMP-Verlags?

Fragen an die Redaktion – Was bewegt die Kunden des GMP-Verlags?

Was bewegt die Kunden des GMP-Verlags?

Sie stellen Ihre Frage – wir antworten.

0 Min. Lesezeit | von
Erschienen im LOGFILE Leitartikel 01/2020

7 Min. Lesezeit

Frage zum Thema Umgebungsmonitoring

„Wir haben in unserem GMP-Lager einen pharmazeutischen Wirkstoff (ICH Q7), der gemäß vorliegender Stabilitätsdaten bis maximal 40°C gelagert werden darf. Es handelt sich um die Suspension eines UV-Filters. Nun soll das bestehende Monitoring-System ersetzt werden. Es stellt sich die Frage, ob es nicht möglich wäre, auf eine Überwachung der Temperatur gänzlich zu verzichten, wenn mit erweiterten Stabilitätstest bei z. B. 50°C nachgewiesen werden kann, dass das Produkt auch bei diesen Temperaturen stabil bleibt. Es ist davon auszugehen, dass diese Temperaturen im Lagergebäude nie erreichen werden.  Dies könnte mit Daten aus den vergangenen Jahren belegt werden.

Würden Sie diesem Ansatz aus regulatorischer Sicht eine Chance geben oder muss auch bei Stabilitätsdaten bis 50°C jederzeit nachweisbar sein, dass diese Temperatur nicht überschritten wurde?“

Wir haben dazu zwei ausführliche Antworten an unseren Kunden weitergegeben, die sicherlich Denkanstöße für die weitere Entscheidungsfindung innerhalb der Firma liefern werden.

Die Stellungnahme einer GMP-Inspektorin dazu liest sich wie folgt:

„Prinzipiell könnte ich mir die vorgeschlagene Vorgehensweise vorstellen. Die vorhandenen regulatorischen Anforderungen für Wirkstoffe (GMP und GDP) bieten zum einen die Möglichkeit eines risikobasierten Ansatzes, zum anderen wird aber auch eine Überwachung/Aufzeichnung der Lagertemperaturen beschrieben.“
(Quellen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: EU-GMP-Leitfaden Teil II: 7.40, 10.10, 11.50; EU-GDP für Wirkstoffe: 2.2 [1.vii)], 4.5, 5.1, 6.7)

„Wird von diesen Vorgaben abgewichen, ist zu begründen, dass das gewählte Verfahren mindestens gleichwertig ist. Eine Abstimmung mit der zuständigen Überwachungsbehörde halte ich für zwingend notwendig. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob in dem beschriebenen Lager nur dieser eine Wirkstoff gelagert wird (also „dedicated“) oder ob es ein Lager ist, in dem auch andere, nicht so robuste Wirkstoffe gelagert werden, die andere, enger gefasste Lagerbedingungen benötigen. Im Falle einer Lagerung von unterschiedlichen, meist auch wechselnden Wirkstoffen wäre die Diskussion, ob einer davon noch bei 50°C oder mehr stabil ist, und ob auf ein Monitoring-System verzichtet werden kann, müßig. In einem solchen Fall sind die Vorgaben für das Produkt mit der geringsten Stabilität entscheidend. Hier böte das Vorhandensein eines Monitoring-System die höhere Sicherheit und Flexibilität.“ 

Eine GxP-erfahrene Auditorin und Beraterin ergänzt weitere Aspekte zur Fragestellung:

“Im Zusammenhang mit der Frage, ob und in welchem Umfang Lagerbedingungen überwacht und aufgezeichnet werden müssen, ist auch relevant, wie der betreffende Wirkstoff hinsichtlich der Lagerbedingungen gekennzeichnet ist. Basierend auf den Informationen des Kunden vermute ich, dass eine ICH-Stabilitäts-Studie für Klimazone II durchgeführt wurde, dementsprechend also „long term“-Daten (25/60) und „accelerated“-Daten (40/75) vorliegen, die keine Auffälligkeiten (no significant change) zeigen.

Wenn auf Basis dieser Daten der betreffende Wirkstoff auf dem Etikett keine Angaben zu den Lagerbedingungen trägt, müssen spezifische Lagerbedingungen auch nicht definiert werden. Dementsprechend sind dann weder Monitoring noch Aufzeichnungen erforderlich - es gibt ja keine Grenzen, die über- oder unterschritten werden könnten und Maßnahmen erfordern würden. Die Aufzeichnungen wären dann rein "dekorativer Art".

Ist der betreffende Wirkstoff dagegen mit Lagerbedingungen gekennzeichnet (z. B. nicht über 25 °C oder nicht über 30 °C oder eben auch nicht über 40 °C lagern), dann muss sichergestellt werden, dass diese Lagerbedingungen auch eingehalten werden. Ein Monitoring und die Aufbewahrung der entsprechenden Aufzeichnungen sind unumgänglich.

Als weiterer Aspekt ist zu berücksichtigen, ob die Verantwortung für den Wirkstoff vollständig beim Kunden liegt oder ob es sich beispielsweise um einen Lohnhersteller o. ä. handelt, der im Auftrag seines Kunden lagert. Falls dann vertraglich mit diesem Kunden geregelt sein sollte, dass eine bestimmte Lagertemperatur einzuhalten ist, sind Monitoring und Aufzeichnungen ebenfalls zwingend.

Jetzt noch kurz beispielhaft zu dem Fall, dass der Wirkstoff also tatsächlich auf dem Etikett mit einer Lagerbedingung gekennzeichnet ist, sagen wir "nicht über 40 °C lagern". Nehmen wir weiterhin an, bei diesem Wirkstoff handele es sich um die einzige temperaturempfindliche Substanz im Lager (wichtiger Punkt). Dann stellt sich ja immer noch die Frage nach dem erforderlichen Umfang des Monitorings und der Aufzeichnungen. Sprich: Ist ein umfassendes computergestütztes Monitoring erforderlich oder reichen einige wenige kalibrierte Min/Max-Thermometer aus, die regelmäßig abgelesen werden? Für diese Entscheidung können sehr gut die vorhandenen historischen Monitoring-Daten herangezogen werden. Vielleicht zeigt sich dann, dass die Temperatur von 40 °C nur an wenigen Tagen im Jahr und immer nur in der höchsten Regalebene überschritten wird. Dann könnten zukünftig dem Wirkstoff grundsätzlich Lagerplätze nur auf den unteren Lagerebenen zugewiesen werden und diese Lagerplätze könnten dann auch mittels kalibriertem Min/Max-Thermometer und handschriftlichen Formblattaufzeichnungen überwacht werden. (Warum soll ich aufwendig ein ganzes Lager überwachen, wenn der Wirkstoff immer nur zwei Quadratmeter Lagerfläche belegt?)

Zum Schluss noch zu der Frage, ob man ein grundsätzlich erforderliches Monitoring irgendwann einstellen darf, wenn man langjährig sieht, dass ein bestimmter Grenzwert nie erreicht wird. Dies hängt meines Erachtens davon ab, wie weit die definierte Lagerbedingung und die erreichte Höchsttemperatur auseinanderliegen. Also, wiederum angenommen, es ist eine Lagerbedingung von maximal 40 °C definiert. Wenn das langjährige Monitoring zeigt, dass die sommerlichen Höchsttemperaturen im Lager nirgends und nie über 30 °C liegen, dann sehe ich sehr gute Chancen, risikobasiert zu begründen, dass ein Monitoring zukünftig nicht mehr erforderlich ist. Liegen die gemessenen Höchstwerte dagegen bei 39,7 °C, wird man - Risikoanalyse hin oder her - das wohl kaum begründen können.

Je nach Szenario kann man also risikobasiert sehr gut begründen, ob und wenn ja in welchem Umfang ein Monitoring erforderlich ist.“

Kontakt:

E-Mail: fragen-an-die-redaktion@gmp-verlag.de



Haben Sie Fragen oder Anregungen? Bitte schreiben Sie uns: redaktion@gmp-verlag.de

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren

Nach welchen Prinzipien kann der Material- bzw. Personalfluss gestaltet werden?

Nach welchen Prinzipien kann der Material- bzw. Personalfluss gestaltet werden?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EDQM: 9 virtuelle Schulungsmodule zu Ph. Eur. und CEPs

EDQM: 9 virtuelle Schulungsmodule zu Ph. Eur. und CEPs

Das EDQM bietet ein modular aufgebautes Schulungsprogramm zu chemisch definierten Wirkstoffen und Arzneimitteln an. Die Online-Schulungen finden zwischen 1. und 12. Dezember 2025 statt und vermitteln die wichtigsten Grundlagen zur Anwendung des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.), einschließlich aktueller Änderungen, dem Einsatz von Referenzstandards sowie dem CEP-Verfahren.

Weiterlesen
FDA: Aktualisierte Pre-RFD-Leitlinie für Kombinationsprodukte

FDA: Aktualisierte Pre-RFD-Leitlinie für Kombinationsprodukte

Die US-amerikanische FDA hat eine überarbeitete finale Leitlinie zur Erstellung einer Pre-Request for Designation (Pre-RFD) veröffentlicht. Diese ersetzt die Fassung von 2018 und enthält aktualisierte Empfehlungen für die Interaktion mit dem Office of Combination Products (OCP).

Weiterlesen
Betrieb computergestützter Systeme – ein Überblick

Betrieb computergestützter Systeme – ein Überblick

Die rasante Entwicklung der Informationstechnologie hat computergestützte Systeme zu einem zentralen Bestandteil der pharmazeutischen Industrie gemacht. Sie sind unverzichtbar für die Verwaltung sensibler Daten, die Steuerung von Produktionsprozessen und die Gewährleistung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Dieser Leitartikel bietet einen Überblick über wichtige Aspekte beim Betrieb computergestützter Systeme.
Weiterlesen
EMA präzisiert Definition von „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“

EMA präzisiert Definition von „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“

Die EMA hat in ihren Quality of Medicines Q&A – Part 1 klargestellt, was unter „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“ in den Variationskategorien Q.II.b.1 (Änderung/Ergänzung eines Herstellstandorts) und Q.II.b.4 (Änderung der Chargengröße) zu verstehen ist.
Weiterlesen
EU: Umweltausschuss kommentiert EU-Verordnung zu kritischen Arzneimitteln

EU: Umweltausschuss kommentiert EU-Verordnung zu kritischen Arzneimitteln

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat seine Stellungnahme zur neuen EU-Verordnung zur Versorgungssicherheit kritischer Arzneimittel vorgelegt. Empfohlen werden beschleunigte Genehmigungen, vereinfachte Umweltprüfungen und eine stärkere Förderung strategischer Produktionsprojekte, um die EU-Herstellung zu stärken.
Weiterlesen
Revisionsbedarfe der GDP-Leitlinien aus Sicht des Großhandels

Revisionsbedarfe der GDP-Leitlinien aus Sicht des Großhandels

Die EU-GDP-Leitlinien stehen demnächst zur Revision an. Mehr als 10 Jahre nach ihrem Inkrafttreten haben sich politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändert, der Fokus hat sich von der Fälschungssicherheit zur Versorgungssicherheit verschoben.

Weiterlesen
Welche Bedeutung hat die Planung und Auslegung von Produktionsräumen?

Welche Bedeutung hat die Planung und Auslegung von Produktionsräumen?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EDQM: Stufenweises Verfahren zur Erlangung eines CEP

EDQM: Stufenweises Verfahren zur Erlangung eines CEP

Die Europäische Direktion für die Qualität von Arzneimitteln und Gesundheitsfürsorge (EDQM) hat ein neues Dokument mit dem Titel „Stepwise process to get a CEP or having a change approved“ veröffentlicht.

Weiterlesen
Vorheriges
Nächstes

Produkte zum Thema

Produktgalerie überspringen
GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

Tausende Fachleute nutzen heute den GMP-BERATER, diese weltweit einmalige und umfangreichste Informationsbasis für die Gute Herstellungspraxis. Mit einer Personenlizenz kann ein User, mit der Firmenlizenz können beliebig viele User auf das Wissensportal zugreifen.Ca. 5.000 Seiten GMP-Praxiswissen mit über 600 Arbeitshilfen, Checklisten, Abbildungen und Formblättern:Praxisnahe Anleitung für die schnelle Umsetzung im BetriebDetaillierte Beschreibung von GMP-gerechten SystemenInternationale Gesetze und Richtlinien im Original und mit deutscher ÜbersetzungImmer aktuell durch regelmäßige AktualisierungenAlle Beiträge von praxiserfahrenen Autorinnen und Autoren aus Industrie und Behörde

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

The GMP Compliance Adviser is an online publication that covers all aspects of Good Manufacturing Practice (GMP) in one source.In the GMP Compliance Adviser you’ll find: GMP in Practice This part contains 21 chapters with GMP expert knowledge to base your decisions upon. It provides practical assistance with checklists, templates and SOP examples. It is written by more than 80 authors with hands-on experience directly linked to the industry. The individual chapters describe the different aspects of GMP in clear language. Technical, organizational and procedural aspects are covered.More than 700 checklists, templates and examples of standard operation procedures taken directly out of practice help you in understanding the GMP requirements.GMP RegulationsThese chapters cover the most important GMP regulations from Europe and the United States (CFR and FDA), but also PIC/S, ICH, WHO and many more.  Sample Documents In addition, the GMP Compliance Adviser contains many sample documents and practical examples that you can use.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

Ihre Anlaufstelle für Wissen rund um die GMP-Qualifizierung von technischen Systemen und Anlagen. Egal ob Einsteiger:in oder Expert:in: Mit diesem Wissensportal erfüllen Sie schnell und einfach die Anforderungen an die Qualifizierung von Pharmaanlagen. Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 bietet Ihnen eine effiziente und klar strukturierte Lösung zur Qualifizierung. Das Wissensportal richtet sich an Mitarbeitende in der Pharmaindustrie, die einen Zugang zu praktischen Anleitungen und Beispieldokumenten brauchen und sich tiefer in die theoretischen Grundlagen der Anlagenqualifizierung einarbeiten wollen.  Das Portal liefert umfassenden Vorlagen und Arbeitshilfen, die sowohl die Erstqualifizierung als auch den gesamten Lebenszyklus einer Anlage abbilden. Alle Dokumente sind praxiserprobt und von Fachexperten erstellt. Die theoretischen Grundlagen zu den einzelnen Themen sind nur kurz angerissen. Für detaillierte Informationen wird auf die ausführlichen Kapitel des GMP-BERATERs verlinkt. Die entsprechenden Kapitel sind für Sie freigeschaltet.Was ist der Unterschied zum GMP-BERATER?Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung ist ein vom GMP-BERATER unabhängiges Produkt und konzentriert sich auf Inhalte, die für Anwender und Lieferanten von technischen Systemen wichtig sind. Hier finden Sie viele tiefergehende Inhalte, die im GMP-BERATER nicht enthalten sind.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
810,00 € netto zzgl. MwSt.
SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

Im Online-Portal finden Sie alle SOPs an einem Ort. Immer auf dem neusten Stand dank Abonnement. Neue SOPs und Aktualisierungen werden Ihrer Sammlung automatisch hinzugefügt. Übersichtliche Struktur, intuitive Navigation: Sie finden alles auf Anhieb. Einfach klicken, schon steht Ihre SOP zur Verfügung.Oder Sie benutzen die praktische Volltextsuche. Die SOPs beschreiben GMP-relevante Kernprozesse für ein fiktives Pharmaunternehmen mit Schlüsselpersonen und Verantwortungsbereichen. Dazu gibt es Erklärungen und nützliche Tipps. In einem schlüssigen SOP-Konzept liegt enormes Potential für den reibungslosen Ablauf von GMP-Prozessen! Sie erhalten jede SOP als editierbare Datei, die Sie für Ihre Zwecke anpassen können. Die SOPs berücksichtigen die aktuellen regulatorischen GMP-Anforderungen an die Herstellung von Arzneimitteln und dienen Ihnen so als Vorlage für neu zu erstellende SOPs und zur Optimierung vorhandener SOPs. Mit zahlreichen erklärenden Hinweisen und nützlichen Tipps, die Sie bei der Anpassung der Muster-SOPs an Ihre konkreten Unternehmensabläufe unterstützen. Unsere Redaktion ist für Sie da: Sie erhalten schnell persönliche Antworten.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.695,00 € netto zzgl. MwSt.