Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Leistungsfähigkeit des CAPA-Systems

Leistungsfähigkeit des CAPA-Systems

7 Min. Lesezeit | von Dr. Christian Gausepohl
Erschienen im LOGFILE Leitartikel 43/2023

Der aktuelle Entwurf der FDA zu Qualitätskennzahlen bzw. Reifegrad der Qualitätssysteme berücksichtigt auch die Leistungsfähigkeit des CAPA-Systems als einen Indikator für das Pharmazeutische Qualitätssystem.

Die Überwachung der Leistungsfähigkeit (Governance) des CAPA-Systems im Unternehmen ist eine Aufgabe des Managements, das für das Pharmazeutische Qualitätssystem verantwortlich ist. Diese Verantwortlichkeit und die Vorgehensweise müssen in den entsprechenden Verfahrensanweisungen beschrieben sein.

Der Blick auf das CAPA-Management und seine Leistungsfähigkeit liefert zudem einen guten Einblick auf die Qualitätskultur (Quality Culture) des Unternehmens. Im Rahmen einer Inspektion wird besonders auf wiederholt auftretende Fehler, nicht eingehaltene CAPA-Zieltermine und Effektivitätsprüfungen geachtet. Hiervon ausgehend kann direkt in mögliche Problembereiche abgetaucht werden.

Das CAPA-Management ist Teil der kontinuierlichen Verbesserung von Produkten und Prozessen. Die Effektivität und Effizienz des CAPA-Managements werden durch mehrere Faktoren beeinflusst:

A Governance

Um diese Managementverantwortlichkeit sinnvoll wahrnehmen zu können, sind verschiedene Teilaspekte von Bedeutung:

  • Organisation und Führungsverhalten

Die organisatorischen Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten für die Überwachung des CAPA-Management müssen klar beschrieben sein inkl. der Prozesse für Reporting, Genehmigung und Eskalation. Daneben spielt das Führungsverhalten eine wichtige Rolle, in dem die Bedeutung vom Umgang mit Fehlern, Maßnahmen und kontinuierlicher Verbesserung unterstrichen und aktiv verankert werden kann.

  • CAPA-Monitoring

Die regelmäßige Überprüfung der Effektivität des CAPA-Management berücksichtigt CAPA-spezifische KPIs mit Trendanalysen, Bewertung der Ressourcen und Kompetenzen im Unternehmen.


B Qualitätskultur

Qualität ist nicht eine Frage einzelner Personen, z. B. Qualitätsmanager, oder der Qualitätsabteilungen wie Qualitätssicherung, Qualitätskontrolle oder der Sachkundigen Person, sondern jedes einzelnen Mitarbeiters – jeder ist für Qualität mitverantwortlich. Qualitätsdenken ist Einstellungssache jedes Einzelnen, beginnt an der Spitze der Organisation und muss auf allen Ebenen übernommen werden. Das Qualitätsbewusstsein und den Willen zur kontinuierlichen Verbesserung zu entwickeln und zu pflegen, ist eine gemeinsame Führungsverantwortlichkeit. Dabei gilt es nicht, Fehler oder gar den Verursacher in den Mittelpunkt zu stellen, sondern deren Vermeidung.

Die FDA hat zu einer regelmäßigen Bewertung der Qualitätskultur durch das Management aufgerufen. Hierzu haben verschiedene Organisationen Methoden entwickelt, z. B. das Quality Culture Assessment Tool and Training der PDA oder das Advancing Pharmaceutical Quality Program der ISPE. Diese Methoden bewerten den aktuellen Reifegrad des Qualitätssystems und erlauben dessen kontrollierte Weiterentwicklung.

Im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung können verschiedene Phasen mit Blick auf Verbesserungsmaßnahmen durchlaufen werden (siehe auch Abbildung 1):

  • Reaktive Phase

In dieser Phase überwiegen die Korrekturmaßnahmen basierend auf bestehenden Fehlern. Die Ursachen für die Fehler werden nach und nach eliminiert und dadurch die Gesamtanzahl der Fehler reduziert.

  • Proaktive Phase

In die Zukunft gerichtet sind die Vorbeugemaßnahmen, die in dieser Phase im Vordergrund stehen und für eine fortlaufend weitere Fehlerreduktion sorgen. Diese Phase spiegelt einen verbesserten Reifegrad der Qualitätskultur wider.

  • Six Sigma Phase

Hier geht es im Schwerpunkt nicht mehr um Fehler und deren Vermeidung, sondern um die kontrollierte, fortlaufende Reduktion von Prozessvariabilitäten. Der Reifegrad der Qualitätskultur ist weiter verbessert.

Abbildung 1    CAPA-Management im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung


C Kommunikation und Zusammenarbeit

Die offene und transparente Kommunikation zu Fehlern, Fehlerursachen und Maßnahmen sowie deren Bedeutung unterstützt das Qualitätsbewusstsein auf breiter Front. Eine offene und gute Zusammenarbeit ist grundsätzlich eine wichtige Säule der Qualitätskultur und trägt zu einem leistungsfähigen CAPA-Management bei.


D Elektronische Systeme

Elektronische Systeme im CAPA-Management können wesentlich zur Verbesserung von Effektivität und Effizienz beitragen. Die Daten liegen transparent vor und können im Unternehmen den Verantwortlichen einfach und standardisiert zur Verfügung gestellt werden. Automatisierte Reports können, z. B. wöchentlich, direkt an das Management oder die Fachbereichsverantwortlichen geschickt werden ohne einen gesonderten Filter durch die Qualitätssicherung. Auch hier halten automatisierte, selbstlernende Systeme und künstliche Intelligenz (AI) Einzug, die Daten in der Analyse sinnvoll verknüpfen.


Die Leistungsfähigkeit des CAPA-Management ist Gegenstand jeder Inspektion. Die CAPA-KPIs erlauben Rückschlüsse auf die Qualitätskultur im Unternehmen.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Bitte schreiben Sie uns: redaktion@gmp-verlag.de

Dr. Christian Gausepohl
Dr. Christian Gausepohl

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren

Welche Anforderungen beinhaltet das ALCOA-Prinzip?

Welche Anforderungen beinhaltet das ALCOA-Prinzip?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EU: Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung der Medizinprodukte-Verordnungen

EU: Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung der Medizinprodukte-Verordnungen

Die Europäische Kommission hat gezielte Reformen vorgeschlagen, um die Verordnung (EU) 2017/745 über Medizinprodukte (Medical Device Regulation, MDR) und die Verordnung (EU) 2017/746 über In-vitro-Diagnostika (In Vitro Diagnostic Regulation, IVDR) zu vereinfachen und bestehende strukturelle Probleme zu adressieren.

Weiterlesen
EMA: Update zur Leitlinie „Stability testing for variations“

EMA: Update zur Leitlinie „Stability testing for variations“

Die EMA hat die Leitlinie zur Stabilitätsprüfung bei Änderungsanträgen überarbeitet (Revision 3, gültig ab 15. Januar 2026).

Weiterlesen
EU: Vorschlag für einen europäischen Biotech Act

EU: Vorschlag für einen europäischen Biotech Act

Die Europäische Kommission hat einen Vorschlag für einen Biotech Act vorgelegt, mit dem die Biotechnologie in Europa gestärkt und der Transfer innovativer Ideen vom Labor in den Markt beschleunigt werden soll.

Weiterlesen
EMA: Konzeptpapier zur Überarbeitung von Annex 3 für Radiopharmaka

EMA: Konzeptpapier zur Überarbeitung von Annex 3 für Radiopharmaka

Die EMA hat ein Konzeptpapier zur geplanten Überarbeitung von Annex 3 (Herstellung von Radiopharmaka) der EU-GMP-Leitlinien veröffentlicht. Das Papier wurde in Zusammenarbeit mit PIC/S erarbeitet und auf der November-Sitzung der GMDP Inspectors Working Group (IWG) verabschiedet.

Weiterlesen
EMA: Q&A zur QP-Zertifizierung ohne physischen EU-Import

EMA: Q&A zur QP-Zertifizierung ohne physischen EU-Import

Die EMA hat eine neue Frage-und-Antwort zur QP-Zertifizierung von Chargen veröffentlicht, die weder im EU-/EWR-Raum hergestellt noch für den EU-/EWR-Markt bestimmt sind und auch nicht physisch in die EU/den EWR importiert werden.

Weiterlesen
EU: Einigung zum Pharmapaket

EU: Einigung zum Pharmapaket

Am 11. Dezember haben die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union eine vorläufige Einigung über die Aktualisierung des europäischen Rechtsrahmens für Arzneimittel erzielt.

Weiterlesen
EMA: Aktualisierte Q&As zu biologischen Arzneimitteln

EMA: Aktualisierte Q&As zu biologischen Arzneimitteln

Die EMA hat ihr Frage-und-Antwort-Dokument zu biologischen Arzneimitteln aktualisiert und neue Fragen aufgenommen, die bisher unterschiedlich interpretiert wurden oder Klärungsbedarf hatten. In der aktuellen Überarbeitung wurden sechs neue Fragen ergänzt und mehrere bestehende Antworten angepasst.

Weiterlesen
ICH: Neue Empfehlungen zur Herstellung von ATMPs

ICH: Neue Empfehlungen zur Herstellung von ATMPs

Die ICH-Diskussionsgruppe für Zell- und Gentherapien (CGTDG) hat neue Empfehlungen zur besseren internationalen Harmonisierung der Herstellungsanforderungen für Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) vorgelegt. Zentrales Element ist die Empfehlung, einen Anhang zu ICH Q11 zu entwickeln, der gezielt auf die besonderen Anforderungen der ATMP-Herstellung eingeht.

Weiterlesen
Vorheriges
Nächstes

Produkte zum Thema

Produktgalerie überspringen
GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

Tausende Fachleute nutzen heute den GMP-BERATER, diese weltweit einmalige und umfangreichste Informationsbasis für die Gute Herstellungspraxis. Mit einer Personenlizenz kann ein User, mit der Firmenlizenz können beliebig viele User auf das Wissensportal zugreifen.Ca. 5.000 Seiten GMP-Praxiswissen mit über 600 Arbeitshilfen, Checklisten, Abbildungen und Formblättern:Praxisnahe Anleitung für die schnelle Umsetzung im BetriebDetaillierte Beschreibung von GMP-gerechten SystemenInternationale Gesetze und Richtlinien im Original, z. T. mit deutscher ÜbersetzungImmer aktuell durch regelmäßige AktualisierungenAlle Beiträge von praxiserfahrenen Autorinnen und Autoren aus Industrie und Behörde

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

The GMP Compliance Adviser is an online publication that covers all aspects of Good Manufacturing Practice (GMP) in one source.In the GMP Compliance Adviser you’ll find: GMP in Practice This part contains 21 chapters with GMP expert knowledge to base your decisions upon. It provides practical assistance with checklists, templates and SOP examples. It is written by more than 80 authors with hands-on experience directly linked to the industry. The individual chapters describe the different aspects of GMP in clear language. Technical, organizational and procedural aspects are covered.More than 700 checklists, templates and examples of standard operation procedures taken directly out of practice help you in understanding the GMP requirements.GMP RegulationsThese chapters cover the most important GMP regulations from Europe and the United States (CFR and FDA), but also PIC/S, ICH, WHO and many more.  Sample Documents In addition, the GMP Compliance Adviser contains many sample documents and practical examples that you can use.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

Ihre Anlaufstelle für Wissen rund um die GMP-Qualifizierung von technischen Systemen und Anlagen. Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 bietet Ihnen eine effiziente und klar strukturierte Lösung zur Qualifizierung von Pharmaanlagen. Das Wissensportal richtet sich an Mitarbeitende in der Pharmaindustrie, die einen Zugang zu praktischen Anleitungen und Beispieldokumenten brauchen und sich tiefer in die theoretischen Grundlagen der Anlagenqualifizierung einarbeiten wollen.  Das Portal liefert umfassenden Vorlagen und Arbeitshilfen, die sowohl die Erstqualifizierung als auch den gesamten Lebenszyklus einer Anlage abbilden. Alle Dokumente sind praxiserprobt und von Fachexperten erstellt. Die theoretischen Grundlagen zu den einzelnen Themen sind nur kurz angerissen. Für detaillierte Informationen wird auf die ausführlichen Kapitel des GMP-BERATERs verlinkt. Die entsprechenden Kapitel sind für Sie freigeschaltet.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
810,00 € netto zzgl. MwSt.
SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

Im Online-Portal finden Sie alle SOPs an einem Ort. Immer auf dem neusten Stand dank Abonnement. Neue SOPs und Aktualisierungen werden Ihrer Sammlung automatisch hinzugefügt. Übersichtliche Struktur, intuitive Navigation: Sie finden alles auf Anhieb. Einfach klicken, schon steht Ihre SOP zur Verfügung.Oder Sie benutzen die praktische Volltextsuche. Die SOPs beschreiben GMP-relevante Kernprozesse für ein fiktives Pharmaunternehmen mit Schlüsselpersonen und Verantwortungsbereichen. Dazu gibt es Erklärungen und nützliche Tipps. In einem schlüssigen SOP-Konzept liegt enormes Potential für den reibungslosen Ablauf von GMP-Prozessen! Sie erhalten jede SOP als editierbare Datei, die Sie für Ihre Zwecke anpassen können. Die SOPs berücksichtigen die aktuellen regulatorischen GMP-Anforderungen an die Herstellung von Arzneimitteln und dienen Ihnen so als Vorlage für neu zu erstellende SOPs und zur Optimierung vorhandener SOPs. Mit zahlreichen erklärenden Hinweisen und nützlichen Tipps, die Sie bei der Anpassung der Muster-SOPs an Ihre konkreten Unternehmensabläufe unterstützen. Unsere Redaktion ist für Sie da: Sie erhalten schnell persönliche Antworten.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.695,00 € netto zzgl. MwSt.