Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Selbstinspektion – Wie man eigene GMP-Schwächen vor der Behördeninspektion erkennt

Selbstinspektion – Wie man eigene GMP-Schwächen vor der Behördeninspektion erkennt

Auszug aus dem GMP-Webcast GMP & TEA, Episode 19 „Selbstinspektion“

8 Min. Lesezeit | von Thomas Peither
Erschienen im LOGFILE Leitartikel 30/2022

Nichts ist schlimmer, als kalt erwischt zu werden und erst im Verlaufe einer behördlichen Inspektion zu bemerken, wo es im eigenen Betrieb klemmt und harzt. Das bringt in jedem Fall Aufwand und zeitliche Verzögerungen mit sich, von schwerwiegenderen Konsequenzen wie z. B. einem Finding einmal ganz abgesehen.

Manchmal ist man nicht nur überrascht über Defizite im eigenen Unternehmen, sondern auch erstaunt, welche Prozesse und Anlagen reibungslos und mehr als vorbildlich funktionieren.

Selbstinspektionen bieten die Chance, Schwächen zu erkennen, daran zu arbeiten und aus identifizierten Stärken Lösungsansätze für die Schwachstellen zu entwickeln.

Jede Folge unseres GMP & TEA Webcasts ist 20 Minuten Weiterbildung zu einem spannenden GMP-Thema. Hier finden Sie alle neuen und die 25 bereits gesendeten Episoden.

Wir geben Ihnen heute einen spannenden Einblick in die Episode „Selbstinspektion – wie man eigene GMP-Schwächen vor der Behördeninspektion erkennt“. Sie erfahren mehr über die Ziele der Selbstinspektion und die Bereiche, die inspiziert werden sollten.


Was sind die Ziele der Selbstinspektion?

Selbstinspektionen verfolgen in erster Linie das Ziel, die Qualität interner Prozesse und Systeme zu verbessern und sind damit ein wichtiger Bestandteil des eigenen Qualitätssicherungssystems.

Neben der reinen Einhaltung von Vorgaben wie Verfahrensanweisungen müssen auch deren Eignung in Bezug auf bestehende, geänderte oder neue Anforderungen überprüft werden. Ferner sollten unter dem Aspekt der Verbesserung Abläufe oder Dokumente überprüft werden, um festzustellen, inwieweit diese zur Fehlervermeidung beitragen.

Bewerten Sie auch die Effektivität von CAPA-Maßnahmen, zum Beispiel aus Abweichungen oder Änderungsprozessen. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die Qualität der Definition von CAPA und es lassen sich potentielle Risiken identifizieren, etwa nach Umbauten.

Durch Befragungen zu Qualitätsanforderungen oder Abläufen können sie das fachliche Verständnis von Mitarbeitenden einschätzen und bewerten zugleich wie effektiv ihre Schulungssysteme sind.

Zudem bietet die Selbstinspektion eine gute Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis zu Qualitätsanforderungen zu vermitteln.

Zu guter Letzt, und dieser Punkt ist keineswegs zu unterschätzen, stellt die Selbstinspektion auch eine wichtige Übung für die Inspektions- oder Auditsituation dar.


Welche Bereiche müssen einer Selbstinspektion unterzogen werden und wie kann ich dabei vorgehen?

Alle Bereiche, die einen potentiellen Einfluss auf die Produktqualität beziehungsweise damit zusammenhängende Prozesse haben, müssen einer Selbstinspektion unterzogen werden:

  • das Personal,
  • die Räumlichkeiten,
  • die Wartung und Instandhaltung von Gebäuden und Anlagen,
  • die Kalibrierung von Anzeigen und Messsystemen,
  • der Einkauf und die Lagerung von Ausgangsmaterialien, Packmitteln, Zwischen- und Fertigprodukten,
  • Herstellungsprozesse,
  • Inprozesskontrollen,
  • Validierungs- und,
  • Qualifizierungsprogramme,
  • die Qualitätskontrolle,
  • die Dokumentation,
  • Reinigung, Desinfektion und Hygiene,
  • Rückrufverfahren,
  • Reklamationsmanagement,
  • Datenmanagement und Datenintegrität,
  • Ergebnisse von vorherigen Selbstinspektionen und Korrekturmaßnahmen,
  • Durchführung von Selbstinspektionen,
  • das System zur Änderungskontrolle und
  • das CAPA-System.

Eine lange Liste, die Sie bestimmt auch noch fortsetzen können. Wie Sie die Inspektionsfelder auswählen, bleibt am Ende Ihnen überlassen. Die Auswahl muss vor allem zu ihrem Qualitätsmanagementsystem passen. Sie kann abteilungsorientiert, prozessorientiert oder systemorientiert erfolgen. Jede dieser Varianten hat Vor- und Nachteile und sie müssen abwägen, welche in ihrem speziellen Fall am besten funktioniert.


Bei der abteilungsorientierten Vorgehensweise stehen vor allem abteilungsinterne Abläufe sowie deren Dokumentation auf dem Prüfstand. Sie lassen sich einfach handhaben und planen, da lediglich eine oder einige wenige Abteilungen involviert sind.

Allerdings fehlt bei diesem Ansatz die gesamtheitliche Perspektive, vor allem wenn abteilungsübergreifende Prozesse ins Spiel kommen.

Dise werden in prozessorientierten Selbstinspektionen mitberücksichtigt, die aber zeit- und personalintensiver sind. Als Beispiel können hierzu die Abläufe nach einem Anlagendefekt oder die Prozesse von der Probenahme bis zum resultierenden Analysenzertifikat genannt werden. Anlassbasierte Selbstinspektionen nach Rückrufaktionen, wiederholt auftretenden Reklamationen, Abweichungen oder nicht-spezifikationskonformen Ergebnissen starten meist mit einer produktspezifischen Prüfung, bei der die zugehörigen Prozesse untersucht werden.

Die systemorientierte Selbstinspektion schließlich, bei der einzelne Qualitätssysteme überprüft werden, bietet sich vor allem zur Vorbereitung einer Inspektion durch die FDA an, da hierbei die Inspektorenperspektive übernommen wird.

Wie bei den prozessorientierten Inspektionen ist der Aufwand im Vergleich zu den abteilungsorientierten Überprüfungen relativ hoch.


Tipps für den GMP-Alltag

  1. Die Selbstinspektion dient in erster Linie der Verbesserung. Gehen sie daher offen mit möglichen Problemen, Schwachpunkten und Unsicherheiten um.
  2. Selbstinspektionen sollen in einer positiven, offenen Atmosphäre durchgeführt werden. Kündigen Sie Routine-Selbstinspektionen deshalb frühzeitig an. Erforderliche Dokumente und Informationen können so bereits im Vorfeld zusammengestellt und Wartezeiten während der Selbstinspektion verringert werden.
  3. Und schließlich heißt es: üben, üben, üben. Auditieren ist ein steter Lernprozess – es ist noch keine perfekte Auditorin kein perfekter Auditor vom Himmel gefallen.

In der kompletten GMP & TEA-Webcastfolge 19 “Selbstinspektion” erfahren Sie viele weitere Aspekte zu Selbstinspektionen. Z. B. geht Thomas Peither auf die notwendige Inspektionsfrequenz ein und klärt, wer inspizieren darf, welche Phasen der Selbstinspektion es gibt und wie Durchführung und Nachbereitung erfolgen sollen.


Haben Sie Fragen oder Anregungen? Bitte schreiben Sie uns: redaktion@gmp-verlag.de

Thomas Peither
Thomas Peither

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren

Nach welchen Prinzipien kann der Material- bzw. Personalfluss gestaltet werden?

Nach welchen Prinzipien kann der Material- bzw. Personalfluss gestaltet werden?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EDQM: 9 virtuelle Schulungsmodule zu Ph. Eur. und CEPs

EDQM: 9 virtuelle Schulungsmodule zu Ph. Eur. und CEPs

Das EDQM bietet ein modular aufgebautes Schulungsprogramm zu chemisch definierten Wirkstoffen und Arzneimitteln an. Die Online-Schulungen finden zwischen 1. und 12. Dezember 2025 statt und vermitteln die wichtigsten Grundlagen zur Anwendung des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.), einschließlich aktueller Änderungen, dem Einsatz von Referenzstandards sowie dem CEP-Verfahren.

Weiterlesen
FDA: Aktualisierte Pre-RFD-Leitlinie für Kombinationsprodukte

FDA: Aktualisierte Pre-RFD-Leitlinie für Kombinationsprodukte

Die US-amerikanische FDA hat eine überarbeitete finale Leitlinie zur Erstellung einer Pre-Request for Designation (Pre-RFD) veröffentlicht. Diese ersetzt die Fassung von 2018 und enthält aktualisierte Empfehlungen für die Interaktion mit dem Office of Combination Products (OCP).

Weiterlesen
Betrieb computergestützter Systeme – ein Überblick

Betrieb computergestützter Systeme – ein Überblick

Die rasante Entwicklung der Informationstechnologie hat computergestützte Systeme zu einem zentralen Bestandteil der pharmazeutischen Industrie gemacht. Sie sind unverzichtbar für die Verwaltung sensibler Daten, die Steuerung von Produktionsprozessen und die Gewährleistung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Dieser Leitartikel bietet einen Überblick über wichtige Aspekte beim Betrieb computergestützter Systeme.
Weiterlesen
EMA präzisiert Definition von „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“

EMA präzisiert Definition von „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“

Die EMA hat in ihren Quality of Medicines Q&A – Part 1 klargestellt, was unter „neuartigen oder komplexen Herstellungsprozessen“ in den Variationskategorien Q.II.b.1 (Änderung/Ergänzung eines Herstellstandorts) und Q.II.b.4 (Änderung der Chargengröße) zu verstehen ist.
Weiterlesen
EU: Umweltausschuss kommentiert EU-Verordnung zu kritischen Arzneimitteln

EU: Umweltausschuss kommentiert EU-Verordnung zu kritischen Arzneimitteln

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat seine Stellungnahme zur neuen EU-Verordnung zur Versorgungssicherheit kritischer Arzneimittel vorgelegt. Empfohlen werden beschleunigte Genehmigungen, vereinfachte Umweltprüfungen und eine stärkere Förderung strategischer Produktionsprojekte, um die EU-Herstellung zu stärken.
Weiterlesen
Revisionsbedarfe der GDP-Leitlinien aus Sicht des Großhandels

Revisionsbedarfe der GDP-Leitlinien aus Sicht des Großhandels

Die EU-GDP-Leitlinien stehen demnächst zur Revision an. Mehr als 10 Jahre nach ihrem Inkrafttreten haben sich politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändert, der Fokus hat sich von der Fälschungssicherheit zur Versorgungssicherheit verschoben.

Weiterlesen
Welche Bedeutung hat die Planung und Auslegung von Produktionsräumen?

Welche Bedeutung hat die Planung und Auslegung von Produktionsräumen?

Hier geht es zur Antwort:
Weiterlesen
EDQM: Stufenweises Verfahren zur Erlangung eines CEP

EDQM: Stufenweises Verfahren zur Erlangung eines CEP

Die Europäische Direktion für die Qualität von Arzneimitteln und Gesundheitsfürsorge (EDQM) hat ein neues Dokument mit dem Titel „Stepwise process to get a CEP or having a change approved“ veröffentlicht.

Weiterlesen
Vorheriges
Nächstes

Produkte zum Thema

Produktgalerie überspringen
GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

GMP-BERATER | Personenlizenz | 12M

Tausende Fachleute nutzen heute den GMP-BERATER, diese weltweit einmalige und umfangreichste Informationsbasis für die Gute Herstellungspraxis. Mit einer Personenlizenz kann ein User, mit der Firmenlizenz können beliebig viele User auf das Wissensportal zugreifen.Ca. 5.000 Seiten GMP-Praxiswissen mit über 600 Arbeitshilfen, Checklisten, Abbildungen und Formblättern:Praxisnahe Anleitung für die schnelle Umsetzung im BetriebDetaillierte Beschreibung von GMP-gerechten SystemenInternationale Gesetze und Richtlinien im Original und mit deutscher ÜbersetzungImmer aktuell durch regelmäßige AktualisierungenAlle Beiträge von praxiserfahrenen Autorinnen und Autoren aus Industrie und Behörde

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

GMP Compliance Adviser | Named User Licence | 12M

The GMP Compliance Adviser is an online publication that covers all aspects of Good Manufacturing Practice (GMP) in one source.In the GMP Compliance Adviser you’ll find: GMP in Practice This part contains 21 chapters with GMP expert knowledge to base your decisions upon. It provides practical assistance with checklists, templates and SOP examples. It is written by more than 80 authors with hands-on experience directly linked to the industry. The individual chapters describe the different aspects of GMP in clear language. Technical, organizational and procedural aspects are covered.More than 700 checklists, templates and examples of standard operation procedures taken directly out of practice help you in understanding the GMP requirements.GMP RegulationsThese chapters cover the most important GMP regulations from Europe and the United States (CFR and FDA), but also PIC/S, ICH, WHO and many more.  Sample Documents In addition, the GMP Compliance Adviser contains many sample documents and practical examples that you can use.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.335,00 € netto zzgl. MwSt.
GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 | Personenlizenz | 12M

Ihre Anlaufstelle für Wissen rund um die GMP-Qualifizierung von technischen Systemen und Anlagen. Egal ob Einsteiger:in oder Expert:in: Mit diesem Wissensportal erfüllen Sie schnell und einfach die Anforderungen an die Qualifizierung von Pharmaanlagen. Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung 2.0 bietet Ihnen eine effiziente und klar strukturierte Lösung zur Qualifizierung. Das Wissensportal richtet sich an Mitarbeitende in der Pharmaindustrie, die einen Zugang zu praktischen Anleitungen und Beispieldokumenten brauchen und sich tiefer in die theoretischen Grundlagen der Anlagenqualifizierung einarbeiten wollen.  Das Portal liefert umfassenden Vorlagen und Arbeitshilfen, die sowohl die Erstqualifizierung als auch den gesamten Lebenszyklus einer Anlage abbilden. Alle Dokumente sind praxiserprobt und von Fachexperten erstellt. Die theoretischen Grundlagen zu den einzelnen Themen sind nur kurz angerissen. Für detaillierte Informationen wird auf die ausführlichen Kapitel des GMP-BERATERs verlinkt. Die entsprechenden Kapitel sind für Sie freigeschaltet.Was ist der Unterschied zum GMP-BERATER?Das GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung ist ein vom GMP-BERATER unabhängiges Produkt und konzentriert sich auf Inhalte, die für Anwender und Lieferanten von technischen Systemen wichtig sind. Hier finden Sie viele tiefergehende Inhalte, die im GMP-BERATER nicht enthalten sind.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
810,00 € netto zzgl. MwSt.
SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

SOP-Sammlung | Personenlizenz | 12M

Im Online-Portal finden Sie alle SOPs an einem Ort. Immer auf dem neusten Stand dank Abonnement. Neue SOPs und Aktualisierungen werden Ihrer Sammlung automatisch hinzugefügt. Übersichtliche Struktur, intuitive Navigation: Sie finden alles auf Anhieb. Einfach klicken, schon steht Ihre SOP zur Verfügung.Oder Sie benutzen die praktische Volltextsuche. Die SOPs beschreiben GMP-relevante Kernprozesse für ein fiktives Pharmaunternehmen mit Schlüsselpersonen und Verantwortungsbereichen. Dazu gibt es Erklärungen und nützliche Tipps. In einem schlüssigen SOP-Konzept liegt enormes Potential für den reibungslosen Ablauf von GMP-Prozessen! Sie erhalten jede SOP als editierbare Datei, die Sie für Ihre Zwecke anpassen können. Die SOPs berücksichtigen die aktuellen regulatorischen GMP-Anforderungen an die Herstellung von Arzneimitteln und dienen Ihnen so als Vorlage für neu zu erstellende SOPs und zur Optimierung vorhandener SOPs. Mit zahlreichen erklärenden Hinweisen und nützlichen Tipps, die Sie bei der Anpassung der Muster-SOPs an Ihre konkreten Unternehmensabläufe unterstützen. Unsere Redaktion ist für Sie da: Sie erhalten schnell persönliche Antworten.

Sofort versandfertig, Lieferzeit ca. 2-5 Werktage (für Weihnachtsgeschenke ca. 2-3 Wochen)
1.695,00 € netto zzgl. MwSt.